Dienstag, 9. Mai 2017

Roter / Grüner / Blauer Mars

Kim Stanley Robinson hat mit seiner Mars-Trilogie 1992 einen Klassiker geschaffen. 
Und wenngleich sich auch vieles in den 25 Jahren seither nicht so entwickelt hat, wie er das meinte, gibt es darin technische Ansätze, die eigentlich nur auf ihre Umsetzung warten. Aber wir haben ja noch rund 50 Jahre Zeit. Es wäre zu schaffen. Zumindest was das Technische angeht.
Allerdings beim Sozialen und beim Gesellschaftlichen – wo auch Robinson der Probleme sieht – da entwickeln wir uns nicht wirklich weiter.
So sehen die Figuren Robinsons, die den Planeten besiedeln und wissen, dass sie ihn nie wieder lebend verlassen werden, die Besiedelung als Neuanfang für die menschliche Rasse und wollen all die althergebrachten Vorurteile und Missstände über Bord werfen.
Aber wo ökologische Fanatiker mit Techno-Nerds zusammen prallen, dort sind auch sozialistische Extreme nicht weit, Macht- und Geldpolitik spielen mit und sich gegenseitig aus.
Die sozialen Konflikte, die Robinson skizziert, wirken sehr viel realer als seine Technikgläubigkeit. Denn Menschen bleiben nun einmal auch Menschen, selbst wenn sie auf dem Mars geboren wurden. Und die Erkenntnis, dass man für die Weiterentwicklung der menschlichen Rasse mehr benötigt, als „nur“ die Besiedlung eines anderen Planeten – und das Terraforming dieses Planeten – dass wird nur all zu verständlich, wenn man sich die (vorhersehbaren) Probleme der Marsianer in 200 Jahren ansieht. Da hat sich nicht viel getan gegenüber der guten, alten Erde.
Technisch ist es insofern eine interessante Utopie, als wir nicht einmal in der Lage sind halbwegs stabile Programme zu schaffen. Von autonomen Robotern ganz zu schweigen. Wobei autonom für mich bedeutet „funktioniert auch außerhalb des geschützten Labors“. Roboter, die sich selbst reproduzieren und dann andere, die unterschiedlichste Aufgaben übernehmen – da, ja, ist Sience Fiction!
Das wird sich wohl wirklich erst ändern, wenn die Programmierung vollständig von den Programmen übernommen wurde. So lange der Mensch Abläufe vorgibt werden sie unvollständig und tendenziös sein. Menschlich eben. Ob die präzise Logik einer Maschine „besser“ ist? Ich glaube, es kommt auf die Aufgabenstellung an. Lautet diese „Grabe einen Tunnel und kleide ihn aus“, dann kann die kalte Logik obsiegen. „Versorge eine Gesellschaft“ benötigt Intuition. Und das haben die Menschen den Maschinen noch voraus. Noch.




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