Dienstag, 11. April 2017

Stell dir vor es ist Krieg ...

und keiner merkt es.

Weil alle so mit ihren Nachrichten beschäftigt sind. Mit den neuesten Post in SocialMedia. Die letzten Fotos vom Mittagessen und dem # für die Fete am Wochenende.
Links und Rechts davon sterben Menschen.
In die Luft gesprengt, vom LKW überfahren, erstochen, erschlagen.
Und Stockholm ist erschüttert. Alexandria auch.
St.Petersburg, Berlin, Paris, Brüssel, Nizza … sind erschüttert.
Wir schreiben - „Je suis ...“ - und wissen nicht mehr was.
Panik nützt sich ab zur Erschütterung.
Erschütterung stumpft ab zu Gewöhnung, zur – eben - Abstumpfung.
Weil es wo anders war, weil es nicht mich trifft. Immer die Anderen.

Aber es sind nicht die Anderen.
Jetzt ist es hier. Der Krieg ist an unserer Haustür angekommen. Auf unseren Bahnhöfen und in unseren U-Bahnen. In unserer Straße. Manchmal bei uns zu Hause.

Wir haben den Krieg in die Kolonien getragen, vor Jahrzehnten, vor Jahrhunderten.
Als wir sie ausbeuteten. Als wir Machthaber unterstützen, die Terror und Tot lehrten. Nicht ein paar - hunderte dieser Mächtigen regierten in den Ländern der südlichen Hemisphäre. Maximilian von Mexico, Manuel Noriega, Saddam Hussein und Baschar al-Assad sind da nur die Spitze der Spitze des Eisberges.
Diese Zivilisation lehre Geringschätzung und Verachtung. Sie lehrte die Schwachen und Besitzlosen, dass sie selbst darauf sehen müssen, dass ihnen und ihren Familien ein Überleben möglich ist.
Und wer nichts anderes mehr hat, der wirft sein Leben in die Waagschale.
Vielleicht hilft es, vielleicht rüttelt es auf, vielleicht setzt es ein Zeichen.
Alles ist besser als zu warten wie ein Lamm um zur Schlachtbank geführt zu werden.

Für Westeuropäer sind Terroristen Verrückte, die nicht wissen was sie tun.
In allen anderen Ländern der Welt (einschließlich den USA) sind Menschen, die für eine Sache einstehen und dafür töten – und in Kauf nehmen, getötet zu werden – Helden.

Terrorismus gab es vor dem Attentat in Sarajewo, das den ersten Weltkrieg auslöste und er ist seither nicht verschwunden. Weil Terrorismus für manche Menschen der letzte Ausweg zu sein scheint, um auf einen Missstand hin zu weisen, ein Unrecht zu brandmarken, Ungerechtigkeiten auf zu zeigen.

Terroristen als Verrückte und Verbrecher abzustempeln und zu ignorieren ist die Lösung, wenn man daran interessiert ist, weiterhin gute Geschäfte mit ihnen zu machen (uuups!),
Ganz unterbinden wird man Terrorismus nie können, das wäre eine gesellschaftliche Utopie. Wenngleich eine erstrebenswerte.
Terrorismus einzudämmen bedeutet ihm den Nährboden zu entziehen. Nicht Bomben abzuwerfen sondern Fabriken zu bauen. Den Menschen lebenswerte Siedlungen zu bauen anstatt sie zu vertreiben um andere anzusiedeln. Andere, die vielleicht genau so arm sind, aber zufällig auf der richtigen Seite des Zaunes geboren.

Ich kann und will mich nicht gegen die Sicherung der Bevölkerung aussprechen. Auch wenn manche Bestrebungen so zahnlos wie selbstgefährdent sind.

Doch Sicherung allein ist zu wenig. Der Terror der Unzufriedenen ist kein Unwetter, das weiter zieht. Wer Ungleichheit sät, der wir Terror ernten.

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