Dienstag, 14. März 2017

Nicht lesen !

Alt bekannt aber doch immer wieder aktuell – spricht man ein Verbot aus, so bleibt nur der letzte Begriff im Kopf des Angesprochenen hängen („lesen“) und nicht das „nicht“.

Diesem Probelm begegnen wie in der Erziehung – Nicht auf die Herdplatte greifen.
Im Straßenverkehr - Nicht abbiegen.
Und in der Partnerschaft – Nicht weinen.

Jetzt entdecke ich ein neues Phänomen (das so neu eigentlich gar nicht ist) – die Lüge.
Neusprachlich auch „Fake News“ oder „Alternative Wahrheit“ genannt.

Lasse ich eine Lüge unwidersprochen im Raum stehen, so wird sie sicherlich jemand glauben, so absurd sie auch sein mag.
Widerspreche ich ihr, so muss ich sie zitieren oder zumindest umreißen – was bedeutet, dass ich sie weiter trage und sie sich in den Köpfen der Zuhörer festsetzen kann.
Und Menschen bevorzugen einfache Wahrheiten bei den sie nicht lange überlegen müssen. Langwierige Erklärungen, Beweisführungen oder Fakten empfinden die meisten der Menschen als störend. Es bleibt also – auch bei perfekter Beweisführung – die Lüge in den Köpfen der Menschen vorhanden.
Ein Dilemma, vor dem zur Zeit Journalisten nicht nur in den Vereinigten Staaten stehen.
Zumal es die vollkommene Lüge ebenso wenig gibt, wie die vollkommene Wahrheit. Denn der Begriff „Lügenpresse“ oder „You are Fake News News“ (genial) tragen im Hintergrund die Anschuldigung der Parteilichkeit in sich. Und das Medien wirtschaftlich abhängig und damit in ihrer Unparteilichkeit zumindest behindert sind, dass ist uns in den letzten Jahrzehnten schmerzlich bewusst geworden. Weil der Zensor auch bei Qualitäts-Journalisten oft genug im eigenen Kopf sitzt. Wenn eigene Wertvorstellungen bestimmen, was, wie und ob man überhaupt über ein Thema berichtete.
Habe nicht ich selbst schon darüber gesprochen, dass es z.B. bei terroristischen Taten nicht besser wäre, nicht darüber zu berichten um Nachahmern den Wind aus den Segeln zu nehmen? Und, dass vollkommene Berichterstattung die Konsumenten der Nachrichten aufgrund ihrer schieren Masse glatt erschlagen würde.
Also sind Filter und Eingrenzung notwendig. Nicht nur auf der Seite der Konsumenten (was lese ich) sondern bereits auf der Seite der Berichterstatter (worüber schreibe ich NICHT).
Bruno Kreisky: „Die Macht der Medien liegt darin zu entscheiden, was sie nicht bringen.“

Ich wünsche mir ein Bild der Welt und er Zeit zu machen – aber wie gehe ich vor?

Vorschlag 1 – Satire konsumieren
Satire schneidet brennende Probleme an und lässt weniger wichtige Themen unter den Tisch fallen. Sicher ist, dass das, was gesagt wird, NICHT wahr ist, aber einen Bezug zur Realität hat.
Extra3, und die Tagespresse fallen mir dazu ein. „quer“ auch, aber das ist fast keine Satire

Vorschlag 2 – Gegenlesen
Mit „Gegenlesen“ ist gemeint, sich zwei offensichtlich konträre Medien auszusuchen, sich beide Meldungen zum gleichen Thema anzusehen und zu wissen, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt.

Breitbart UND New York Times
Fox UND CNN
Das Biber UND Österreich
Die Zeit UND Bild
(Links erspare ich mir, wer's nicht hat findet es über Startpage oder ecosia ;o)

Und, dass Vorschlag 2 funktioniert habe ich 1989 gesehen, als Ostdeutsche, Tschechoslowaken (gab's damals noch) und Ungarn auf die Öffnung des Eisernen Vorhanges warteten:
Standard – 250.000 warten
Presse – fast 300.000 warten
Kleine Zeitung – fast 500.000 warten
Kronenzeitung – eine knappe Million wartet
Wiener Zeitung – über 200.000 warten an der Grenze auf die Öffnung.

Ach, und was ich noch sagen wollte – traue niemals einer Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast!

(Oder wusste wer, dass Linkshänder um 9 Jahre früher sterben als Rechtshänder?)

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