Schon
ein altes chinesisches Sprichwort sagte, dass es die Gesetzlosen sein
werden, die der Gerechtigkeit zum Siege verhelfen.
Vielleicht
erklärt sich damit die Faszination an der Auflehnung gegen die
bestehende Ordnung. Denn, zugegeben, die Symbolbilder des Imperiums
(der bestehenden Ordnung) sind machtgeile Psychopathen oder im besten
Falle Mitläufe mit wenig Eigenhirn.
Da
stellt man sich doch lieber auf die Seite der jungen, unbekümmerten
Rebellen, überschreitet Geschwindigkeitsbeschränkungen, dreht den
Sturmtruppen (der Polizei) die lange Nase oder schießt sie halt
einfach über den Haufen.
Doch
was ist davon zu halten, dass in der ersten Hälfte von Star Wars
Rogue One die Rebellen aussehen wie Taliban-Kämpfer und sich mit
Besatzungstruppen in einer religiösen Wüstenstadt (Bagdad?) ein
Gefecht liefern? In der zweiten Hälfte mutieren sie dann zu
Tennessee-Rednecks die eine Militäreinrichtung angreifen um etwas zu
stehlen, die lieber sterben als dem Staat zu geben, was dem Staate
ist?
Dazwischen
bekennen sie, dass sie „schreckliche Dinge getan haben, im Namen
der Rebellion. Anschläge, Morde, Spionage und Verrat“.
Das
alles in der Hoffnung, dass die gemeinsame Sache siegt, weil „die
Macht mit ihnen ist“. Genauso hätten sie sagen können „Allahu
akbar“ oder „Gott mit uns“.
Ist
Star Wars nun also ein Werbefilm für den Internationalen religiösen
Terrorismus?
Nun,
die Filme machen Stimmung für die Verlorenen und Geblendeten die
bereit sind ihr Leben (und das anderer!) für etwas zu opfern von dem
sie überzeugt sind. Einerseits. Und andererseits gegen ein System
vorzugehen, dass sie als ungerecht, ja gefährlich ansehen. Wobei,
das Verhalten der Mächtigen im Nahen und Mittleren Osten, in Afrika,
in Mittel- und Südamerika gibt ihnen recht. Die Ignoranz der
Mächtigen gegenüber den Problemen in Nordamerika, der EU, Russland
und Australien bestätigt sie darüber hinaus.
Die
Filme sind darüber hinaus aber auch eine Botschaft an „die
Mächtigen der Galaxis“ - dass wahrer Friede und Eintracht und
wachsender Wohlstand (was wohl auch das Ziel des Imperiums ist) nur
in einer Welt entstehen kann, in der Zwang und Unterdrückung
weitgehend unbekannt sind.
Sicherlich
sind die ägyptischen Pyramiden – erbaut von tausenden Sklaven –
beeindruckend. Das europäische Sozialsystem – erbaut durch die
Zusammenarbeit von Gewerkschaften und Unternehmern – ist aber weit
gewaltiger und wird in die Geschichte der Menschheit eingehen.
Wenngleich vielleicht auch nur als Legende.
Kooperation
statt Konfrontation ist der einzige Weg, der zum Weiterbestand führt.
Dass ist die eigentliche Aussage der Star Wars Geschichte. Denn wenn
sich weder Imperium noch Allianz geistig bewegen wird der Krieg noch
unendliche Zeiten weiter gehen. Werden noch unzählige Menschen
sterben – auf beiden Seiten – die hätten besseres leisten
können. Denn, was in den Filmen (bewusst?) zu erzählen vergessen
wird, das ist, dass auch die Streiter für das Imperium Familie
haben, Eltern, Kinder und Geschwister. Freunde und Geliebte.
So
kämpfen die Hauptdarsteller in Rouge One, weil das Imperium ihnen
ihre Familen genommen hat. Aber auch auf Seiten des Imperiums gibt es
wohl viele, da den „gleichen“ Grund haben, die Rebellion zu hassen.
Abweichender
Gedanke Eins – in den Filmen behaupten Jedi und Allianz immer, die
„Macht wäre mit ihnen“. Tatsächlich sieht es aber so aus, als
wäre die Macht mit Vader und dem Imperator. Denn speziell in den
letzten beiden Filmen sind sie die einzigen, die darüber verfügen.
(Gut, ich weiß, dass Kenobi, Yoda, Luke und Lea sich verborgen
halten.) Die Macht ist im besten Falle unparteiische oder ignorant.
So, wie das Wesen, das die Menschen – je nach Herkunft –
Jahwe/Gott/Allah nennen. Es gibt keine „dunkle“ oder „helle“
Seite. Es gibt die Macht, und der Mensch allein(!) hat zu
entscheiden, was er damit/daraus macht.
Abweichender
Gedanke Zwei – ihr wollt ein Sinnbild des Kämpfers für das Imperium? Ich biete euch einen
Sanitäter, der einen gefangenen, verwundeten Rebellen eine Kugel in
den Kopf jagt anstatt ihn zu verbinden. So sehen die Kinobesucher die
Sturmtruppen – und einer zeigt, dass solch Verblendete nicht nur
Fiktion sind.
Abweichender
Gedanke Drei – die Menschen sind konditioniert auf „schnellen
Erfolg“. Da es sehr langwierig ist, etwas aufzubauen, ist es sehr
beliebt, etwas zu zerstören. Das fühlt sich einfach besser an.
Auch, wenn im Nachhinein das Hirn mit Zweifel und Gewissensbissen
kommt. Doch im Augenblick des Kampfes - wenn die Schüsse fallen, die
Bomben gezündet werden, die LKWs in die Masse krachen, da ist es in
erster Linie ein Hochgefühl gesteigerter Aktivität. Super! Toll!! -
Die Ausmaße der Tat werden den Tätern zumeist erst sehr viel später
– wenn überhaupt – bewusst.
Der
alte Kater sitzt auf seiner Mauer und begreift allmählich, dass
sowohl Imperium als auch Rebellion untergehen müssen. Denn nur auf
den Scherben beider Extreme kann eine funktionierende Zivilisation
entstehen. Eine Zivilisation, die auch ihre Gesetzesbrecher, ihre
Abweichler, ihre Unzufriedenen und ihre machtgeilen Psychopathen
haben wird. Das ist keine Frage. Die Frage ist vielmehr – wie geht
eine Zivilisation mit dieser Personen um? Eine erwachsene
Zivilisation, eine Zivilisation, die aus dem Zwist der Abschreckung,
der Gier und der Unwissenheit über das Andere gewachsen und darüber
hinaus gewachsen ist.